Kommunalbericht 2020, Nr. 4 - Umbau eines ehemaligen Wohnheims zu einem mit einer Asylbewerberunterkunft kombinierten Hotel garni

- gescheitertes "Konversionsprojekt" eines überschuldeten Landkreises -

Zusammenfassende Darstellung

Ein Landkreis, dessen Haushaltslage seit Jahren hoch defizitär war, erwarb 2016 in einer kleinen Ortsgemeinde ein ehemaliges Wohnheim, um dieses nach Umbaumaßnahmen als Asylbewerberunterkunft und für touristische Zwecke (Verpachtung von Räumen als Hotel garni) zu nutzen4.

Den Gremien des Landkreises fehlten zum Zeitpunkt der Beschlussfassung über das Projekt die für eine sachgerechte Entscheidung notwendigen Grundlagen, insbesondere Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Nutzungskonzepte und Bauzustandsuntersuchungen.

Die in einer Sitzungsvorlage genannten Kosten von 1,0 Mio. € für den Erwerb und Umbau des ehemaligen Wohnheims waren viel zu gering, da erhebliche Substanzmängel zu beseitigen waren. Diese wurden zunächst nicht erkannt, weil weder vor dem Kauf der Liegenschaft noch bei der Planung der Umbaumaßnahme die erforderlichen bauwerksdiagnostischen Untersuchungen durchgeführt worden waren. Die zur Mängelbeseitigung und für die Hotelnutzung anfallenden Planungs- und Baukosten erhöhten sich gegenüber den ursprünglichen Annahmen nach vorläufigen Ermittlungen auf mindestens 2,5 Mio. €.

Die mit dem Hotelbetrieb erwarteten Pachteinnahmen waren viel zu hoch angesetzt, da die prognostizierte Bettenauslastung in der abgelegenen Gemeinde auf unrealistischen Einschätzungen beruhte. Selbst wenn sie erreicht worden wäre, hätte das nicht annähernd zur Amortisation der Baukosten geführt.

Dessen ungeachtet stand das Gebäude Mitte 2020 – und damit ein Jahr nach Fertigstellung – immer noch leer. Anstelle der Verpachtung für Hotelzwecke sollten Räume an eine kirchliche Einrichtung und weitere Interessenten vermietet werden. Auch wenn die Verhandlungen zum Abschluss kommen und Mieteinnahmen wie erwartet eingehen, wird der Umbau dadurch nie rentabel.


4. Die Absicht, das Gebäude auch zur Unterbringung von Asylbewerbern zu nutzen, wurde im weiteren Verlauf der Umsetzung des Projekts aufgegeben.